Nach einer erwartungsgemäß schwachen Spielzeit 1996/97, in der man
lange gegen den Abstieg kämpfte, sollten in der folgenden Saison wieder höhere Ziele
angestrebt werden. Zu diesem Zweck verpflichtete man eine neue Nr.1, den jungen Dänen
Sören Nielsen und eiste die beiden jungen Nachwuchsspieler Conrad Hückstädt und Katja
Michalowksy vom frisch gebackenen Meister Berlin los, während Thomas Berger (zu Bayer 05
Uerdingen), Dirk Wagner und Viola Rathgeber (beide TuS Wiebelskirchen) den Verein
verließen.
Schon im ersten Spiel gegen Wiesbaden zeigte sich, wie schwer es gegen
die mit Ausländern gespickten Star-Teams werden sollte das gesteckte Saisonziel
"Erreichen der Play-Off-Runde" zu realisieren. Letzten Endes war es oft das Pech
(manchmal sogar in der Verlängerung eines 3. Satzes) das über Niederlage oder
Punkteteilung entschied. Seien es nun etwa die beiden Partien gegen Uerdingen (je 3:5),
das Match gegen Berlin (2:6) oder das "Endspiel" in Wiesbaden (3:5), immer hatte
der Gegner nur denkbar knapp die Nase vorn. Gegen die Spitzenmannschaften hatte man das
Nachsehen, gegen die schlechter situierten Mannschaften dagegen gelangen meist deutliche
Erfolge.
Insgesamt hat sich die Mannschaft dennoch so teuer wie möglich
verkauft, Conrad Hückstädt entwickelte sich schnell zu einer Stütze im 3. Herreneinzel,
Katja Michalowsky erreichte einige überzeugende Siege, mußte aber auch einige
überraschende Niederlagen einstecken und Sören Nielsen gelang es mehr als einmal die
scheinbar übermächtigen Weltstars der Gegner zu ärgern.
Glücklicherweise wurde das Team in der gesamten Spielzeit weitgehend
von Verletzungen verschont, wofür die neue sportmedizinische Teambetreuerin Claudia de
Maddalena (früher selbst Bundesliga-Spielerin beim SSV) unverkennbar mitverantwortlich
zeichnete.
Das zugegeben hochgesteckte Ziel "Play-Off-Runde" konnte die
1. Mannschaft des SSV Heiligenwald also nicht verwirklichen, zwei Zähler trennten das
Team in der Abschlußtabelle vom 4. Platz, den der PSV GW Wiesbaden einnahm.
Es verwundert allerdings nicht, daß gerade Wiesbaden zu den Teams
zählt, welches mit die meisten Ausländer gemeldet hatte: mit Weltmeister Peter
Rasmussen, Ex-Europameister Darren Hall oder dem Nationalspieler Thomas Johannson etc.
trat der PSV oftmals an. Überhaupt sind am Ende die Mannschaften in die Play-Offs
eingezogen, die nach Meldeliste am häufigsten auf Stars aus Europa und aller Welt
zurückgreifen konnten. Ein bedenklicher Trend, der hier nach dem Bosman-Urteil einsetzte,
werden doch so die talentierten deutschen Spieler auf die Bank oder die Tribüne
gedrängt. Der negative Aspekt, den wohl alle diese Mannschaften zu spüren bekommen, sind
die enormen finanziellen Aufwände und die damit verbundenen Risiken. Auch der SSV
Heiligenwald hatte in der vergangenen Saison mit Deckungslücken im Etat zu kämpfen und
lange erschien der Rückzug aus der höchsten deutschen Spielklasse der einzige Ausweg zu
sein. Daß es am Ende doch noch reichte, ist sicherlich einerseits der Verdienst der
Vereinsführung, die nichts unversucht ließ um die finanziellen Probleme in den Griff zu
bekommen, anderseits auch der Mannschaft, die sich spontan bereit erklärte auf 50% ihrer
Bezüge zu verzichten.
Ein weiterer Aspekt, der immer mehr aufstößt, ist die
Zuschauerresonanz! Eigentlich erscheint es schon unglaublich, wenn ein
Bundeligaspitzenspiel stattfindet, im Aufgebot des Gegners u.a. Welt- und Europameister
stehen, und dann gerade einmal zwanzig bis dreißig Zuschauer den Weg in die Halle finden!
Besonders frustrierend ist diese Entwicklung, wenn selbst die eigenen Vereinsmitglieder
sich nicht zu einem Besuch hinreißen lassen. Hier muß in der nächsten Saison endlich
wieder eine größere Resonanz erfolgen, in erster Linie von den ca. 330
Vereinsmitgliedern! In der Saison 1998/99 wird versucht durch Regeländerungen die
Spannung innerhalb der doch recht langen Begegnungen zu steigern und auch die
Gesamtspielzeit zu verkürzen. Es bleibt abzuwarten, wie diese Regeln beim hoffentlich
zahlreichen Publikum ankommen.
Die Saison 1997/98 bestritten im SSV-Dreß:
Sören Nielsen (25 Spiele / 13 Siege), Björn Decker (28 / 9), Michael
Keck (32 / 21), Conrad Hückstädt (25 / 12), Martin Kranitz (16 / 7), Jin Chen (2 / 1),
Erica van den Heuvel (32 / 26), Katja Michalowsky (31 / 19) und Sandra Mann (1 / 0)
Eric Kolling