H a u s g e m a c h t e P r o b l e m e
Die Vereine sehen nur kurzfristige Erfolge und eigene Vorteile, ein
gemeinsam verfolgtes Ziel ist nicht erkennbar. Notwendige Reformen werden nicht auf den
Weg gebracht. Eine Beschränkung für ausländische Spieler wird nicht einmal diskutiert.
Die Mannschaften sind Spielgemeinschaften, die sich nur gemeinsam zum Spiel treffen. Der
Spielort könnte bei einigen genausogut Flughafen Frankfurt (wahrscheinlich auch billiger)
wie Berlin oder Wiesbaden lauten.
Zum Einsatz kommt, wer gerade Zeit hat oder wie momentan Geld vorhanden ist. Eine Vielzahl
unattraktiver Spiele ist die Folge. Für die Zuschauer ist nicht absehbar wer spielt und
er bleibt lieber zu hause.
Ein gemeinsames Training für das "Spitzenteam" des Vereins existiert schon seit
geraumer Zeit nicht mehr. Die Mannschaft ist praktisch vom übrigen Verein isoliert, ein
Gefühl der Zusammengehörigkeit kann kaum entstehen, der Nachwuchs profitiert nicht von
Spitzenspielern.
D i e R o l l e d e s D B V
Für den DBV ist Badminton in erster Linie ein Turniersport, so
jedenfalls ist die gesamte Handlungsweise zu interpretieren. Für BL-Spiele bleiben nur
die Termine, die übrig bleiben, am besten Weihnachten, Ostern und Neujahr. Die Spieler
haben zunächst für den DBV da zu sein, Interessen von Vereinen scheinen keine Rolle zu
spielen. Vielleicht ist die Bundesliga für das DBV-Präsidium nur lästiges Beiwerk, ihre
Vertreter werden jedenfalls nicht richtig ernst genommen.
Übersehen wird aber, das die Spieler zum größten Teil über die Vereine finanziert
werden, auf Dauer hat normalerweise der das "Sagen" der "Bezahlt".
Dies ist zur Zeit noch Zukunftsmusik.
Ü b e r f r e m d u n g d e r L i g a
In Spitzenteams ist seit dem Bosmanurteil der deutsche Spieler eher
eine Ausnahme. Die Ausländer prägen das Gesicht der Mannschaft. Nachwuchsspieler
erhalten nur noch selten eine Chance, das spärlich fließende Geld wird fast komplett ins
Ausland investiert.
Die Ausländer sind zwar meist bessere Profis als einheimische Spieler, aber für eine
Darstellung nach außen meistens nicht geeignet. Hier sind Spielertypen wie Michael Keck
gefragt, diese sind für unsere Medien interessant und auch bereit den Medienrummel
mitzumachen.
Eine Identifizierung des Publikums ist in größerem Maße sowieso nur mit deutschen
Spielern möglich, das Regionalkalorit spielt halt eine große Rolle, wie die
Vergangenheit gezeigt hat.
K a u m Z u s c h a u e r i n t e r e s s e
"Spitzensport ohne Kulisse", so könnten
Artikelüberschriften lauten, denn mit nur hundert Zuschauern wäre jeder BL-Verein, oder
Ausrichter von RLT und Meisterschaften schon mehr als zufrieden.
Ein Interesse des "normalen Badmintonspielers", Spitzensport zu sehen, ist
offenbar nicht vorhanden, viele gehen sowieso lieber zum Kreisklassenfußball, deshalb
kann auch nicht erwartet werden, das "Sportartfremde" in die Halle kommen.
Die Verbundenheit zu einem Verein (Fans), in anderen Sportarten ganz normal, scheint es
nicht zu geben, selbst die Jugendspieler sind in erster Linie Fan von "Bayern
München" oder von "Skandalvereinen" wie dem 1. FC Saarbrücken.
Wer den Schläger an den berühmten Nagel gehängt hat, der hat meist vollkommen mit
Badminton abgeschlossen und interessiert sich nur noch für Tennis oder andere Sportarten.
So gesehen existiert keine Basis für Zuschauerinteresse und volle Hallen werden Utopie
bleiben.
M a n g e l n d e M e d i e n p r ä s e n z
Presse und Fernsehen konzentrieren sich in der heutigen Zeit auf wenige
-für sie- lukrative Sportarten.
Fußball wird mit Geld überschüttet, andere Sportarten müssen für Übertragungen
zahlen (s. DSF).
Selbst Fußball auf unterster Ebene hat einen höheren Stellenwert als Spitzenbadminton
mit Weltmeistern und Olympiasiegern.
Die Medien sind zukünftig verantwortlich für Aufstieg und Fall einer Sportart.
S Z i m B i l d z e i t u n g s s t i l
Innerhalb der Saarbrücker Zeitung hat sich in der Ära nach Wilfried
Burr ein Wandel der Berichterstattung von einer Ergebnisberichterstattung zu einer
Berichterstattung über Sensationen, Skandale, Personen und Randerscheinungen rund um den
Sport vollzogen, das Sportereignis an sich wird immer uninteressanter. Der früher oft
gescholtene Stil der Bildzeitung ist heute schon fast Standart des saarländischen
Monopolblattes.
Eine Sportgrundversorgung, die eine Sportpresse eigentlich erfüllen müßte wird reinem
wirtschaftlichem Denken geopfert. Eine bestehende vielfältige saarländische
Sportlandschaft wird dem auf Dauer zum Opfer fallen.
Die wenigen Zeilen, die über Badminton gedruckt werden, sind meistens in einer negativen
Grundeinstellung, ohne Engagement für die Sportart und mit geringem Sachverstand
geschrieben.
F e r n s e h e n a l s F u ß b a l l m e d i u m
Im überregionalen Fernsehen zählt Badminton zu den "Exoten"
mit wenigen Minuten Sendezeit pro Jahr.
Im Regionalfernsehen steht die Berichterstattung z.B. über die Badmintonbundesliga auf
einer Ebene mit der Verlesung der Spielergebnisse der Fußball- Verbandsliga.
Die Berichte haben alle das gleiche Strickmuster; selten länger als zwei Minuten, im
Mittelpunkt steht nur der letzte Ballwechsel, denn das Händeschütteln der Spielgegner
darf ja schließlich nicht verpaßt werden. Höhepunkte eines Spiels oder spektakuläre
Ballwechsel werden nicht gezeigt, die Aufnahmeperspektive ist schlecht, die Dynamik des
Spiels wird nicht vermittelt, der Kommentar läßt wenig Sachverstand erkennen. Das
Aufnahmeteam sieht die Berichterstattung wahrscheinlich als lästige Pflicht und hat wenig
Interesse daran den Sport optimal zu präsentieren. Hauptsache Fußball wird mediengerecht
präsentiert, hierfür ist man ja schließlich Fachmann.
Wenn ein Beteiligter den Bericht abends im Fernsehen sieht, muß sich die Frage stellen,
was hat das Fernsehteam (meist drei Mann) vier Stunden in der Sporthalle gemacht.
S p o n s o r e n w o l l e n G e g e n l e i s t u n g
Ohne ständige Medienpräsenz ist heute kein Sponsoring mehr möglich.
Jede Firma, die in den Sport investiert, erwartet eine Gegenleistung, das Logo oder die
Bande müssen einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden, schließlich soll das
Produkt "an den Mann" gebracht werden.
Badminton kann diese Gegenleistung nicht bringen, deshalb bleiben meist nur kleine
regionale Sponsoren, die aus Idealismus oder weil sie einen Vereinsfunktionär kennen,
Geld zur Verfügung stellen.
Die meisten Bundesligisten werden sowieso durch Privatpersonen, die dem Verein eng
verbunden sind, finanziert.
F a z i t
Die Probleme und Schwierigkeiten mit denen sich die Vereine der
Bundesliga auseinandersetzen müssen sind vielfältiger Art, deren Bewältigung scheint
zur Zeit unmöglich, selbst ein Silberstreif am Horizont ist nicht in Sicht. Aus diesem
Grund erscheint momentan ein Engagement für ein Bundesligateam wenig sinnvoll zu sein.
Franz Risch