Siegemund/Stechmann und Michalowsky noch dabei
Vor dem Bericht über die deutschen Spieler muß natürlich die
Tagessensation gemeldet werden. Die zweifache Weltmeisterin Ye Zhaoying, Nr. 1 der
Weltrangliste und der WM-Setzliste schied in der ersten Runde aus. Gegen die Walisierin
Kelly Morgan, Siegerin der Commonwealth Games, verlor sie 11:5 9:11 12:13. Es war ein
dramatisches Match, wegen übergroßer Nervosität der Spielerinnen alles andere als
hochklassig. Morgan führte im dritten Satz durch leichte Ye-Fehler 5:0, zehnmal wechselte
der Aufschlag bei 5 beide hin und her, Ye führte 10:7, hatte bei 12:10 ihren zweiten
Matchball und bei 12-beide noch einen dritten. Schon im zweiten Satz konnte die Chinesin
eine 8:2-Führung nicht nach Hause bringen. Kelly Morgan, knapp 24 Jahre alt, Nr. 23 der
Weltrangliste nach ihrem Sieg: "Natürlich lag der Druck auf Ye. Ich war gespannt
darauf, gegen sie zu spielen, war sogar ein wenig ängstlich. Schließlich ist sie eine
der Spielerinnen, die ich am meisten bewundere. Als ich im zweiten Satz 2:8 zurücklag,
habe ich mir nur gesagt, jetzt ist alles vorbei. Komm, entspann Dich und genieß den Rest
des Spiels." Ye war natürlich niedergeschlagen. "Bevor wir nach Dänemark
reisten, konnte ich zwei Wochen wegen einer Halsverletzung nicht trainieren. Auch im
Mannschaftswettbewerb war ich nicht im Einsatz. Ich habe mich heute auf dem Court total
fremd geführt." Das waren aufregende Minuten und die Niederlage führte zu
hektischer Betriebsamkeit im Pressezentrum. Besonders natürlich bei den chinesischen
Journalisten.
Da ging es im deutschen Lager wesentlich ruhiger zu.
Mix: Boris Reichel/Nicol Pitro - Jon Holst-Christensen/Jörgensen DEN
5:15 3:15. Gleich um 9 Uhr in der ersten aufgerufenen Runde mußten Boris Reichel/Nicol
Pitro ran. Reichel war als Keck-Ersatz eingesprungen, da Michael sich nach den
Mannschaftsspielen bei Bundestrainer Madsen wegen Wasser im Knie krank gemeldet hatte.
Für Keck war damit die WM zu Ende. Reichel/Pitro waren gegen die Dänen, die im
Auftaktspiel des Mannschafts-WM einen beeindruckenden Sieg gegen die chinesischen
Favoriten hingelegt hatte ohne Chancen.
Mix: Björn Siegmund/Karen Stechmann - Guillermo Cox/Sandra Goicochea PER 15:4 15:1.
Siegemund/Stechmann machten es umgekehrt. Die peruanischen Gegner spielten in einer
anderen Klasse. Gegner heute abend: Sullivan/Emms ENG.
Mix: Joachim Tesche/Anika Sietz - Simon Archer/Joanne Goode ENG 1:15 2:15. Unser drittes
Paar mußte sich der diesjährigen All-England-Sieger erwehren. Das Resultat zeigt den
Erfolg.
Dann kam die erste Runde im Einzel Bei den Damen und Herren jeweils die obere Hälfte. Ian
Maywald - Shon Seung Mo KOR 8:15 9:15 Ian, der sich mit vier Siegen in die Hauptrunde
hineingespielt hatte, konnte nicht ganz die Leistung des gestrigen Tages zeigen.
Allerdings hatte er auch einen Gegner von anderem Kaliber. Er geriet von Beginn an durch
den ungestüm angreifenden Koreaner in Bedrängnis und kriegte es nicht geregelt, den Ball
flach zu halten. Selbst als im zweiten Satz der Gegner zusehens müder wurde, unterliefen
ihm immer wieder leichte Fehler, die dem Gegner etliche leichte Punkte brachten.
Überhaupt nicht einprogrammiert war die Smash-Abwehr auf der Rückhand-Seite, was der
Koreaner immer wieder ausnutzte. Auch das Netzspiel war in der Umkleide gelassen worden.
Positiv anzumerken ist, daß das Spiel immerhin 43 Minuten dauerte und Ian viele gute
Ballwechsel gelangen. Für den Beueler hat sich die WM-Teilnahme ausgezahlt. Er hat den
deutschen Zuschauern viel Freude gemacht.
Ein Blick auf den Turnierplan des Vormittags zeigt drei Top-Spiele:
Gopichand (Langenfeld) verlor gegen Chen Gang CHN 10:15 im Dritten,
Haughton (Regensburg) gewann gegen Machida JPN 15:5 im Dritten,
Jeroen van Dijk HOL - Fung Permadi TPE 3:15 im Dritten.
Abendveranstaltung:
MX: Björn Siegemund/Karen Stechmann - Ian Sullivan/Gail Emms ENG 15:8
13:15 15:13. Gesetzt an 14. Angstschweiß und Zornesröte zugleich befiel die deutschen
Augenzeugen bei diesem Spiel. Zunächst brillierten die Deutschen Meister mit einem
aktiven und aggressiven Spiel. Der Ball wurde abwärts gespielt, Karen mischte sich
hellwach ins Spiel ein und die Engländer waren ohne Chance. Dies ging bis zu einer
13:9-Führung im zweiten Satz. Danach erlahmte das Spiel, der Ball wurde zu spät genommen
und zu viel gehoben. Der Satz ging noch weg. Wer gehofft hatte, die Deutschen würden im
dritten Satz zur erfolgreichen Spielweise zurückfinden, wurde enttäuscht. Beide spielten
weiterhin wie gelähmt. 7:13 betrug ihr Rücksand. Als die Zuschauer endgültig begannen,
sich von Ärger zerfressen abzuwenden, kriegten sie unvermittelt doch noch die Kurve. Bei
den ersten Aufholpunkten ahnten die Engländer noch nichts Böses. Doch plötzlich
gings ihnen, wie zuvor unseren beiden. Allseitiges Durchatmen nach dem Sieg. Karen
Stechmann: "Bis Mitte des zweiten Satzes haben wir richtig gut gespielt. Dann bekamen
wir plötzlich einen Eisenarm. Warum, weiß ich auch nicht. Am Schluß war das Spiel
eigentlich schon verloren. Ich glaube, wir haben Glück gehabt, daß wir da noch mal
rangekommen sind." Nächste Gegner sind die Koreaner Ha Tae Kwon/Chung Jae Hee, Nr. 6
der Setzliste.
HE: Oliver Pongratz - Dong Jiong 10:15 9:15. Der Auftritt unseres
Meisters zerfiel in völlig unterschiedliche Abschnitte. Phasenweise spielte er nahezu
gleichwertig mit, dann war er völlig von der Rolle. 10:9 führte er sogar noch im ersten
Satz, dann hatte er ihn plötzlich verloren. Im 2. Satz geriet er aufgrund zerfahrenen
Spiels 0:9 und 3:10 in Rückstand - dann klappte wieder alles und er konnte mit brillanten
Ballwechseln bis 9:10 herankommen. Plötzlich war wieder alles vorbei und der Satz schnell
zu Ende. Spieldauer 25 Minuten.
DE: Katja Michalowsky - Markete Koudela CZE 11:0 11:4. Leichtes Spiel
für Katja, die mit dem Sieg in die Runde der letzten 32 einzog. Trotzdem war sie nicht
ganz zufrieden: "Es war unheimlich windig auf dem Seitenfeld. Daher habe ich ganz
vorsichtig spielen müssen". Wenn "vorsichtiges Spiel" bei ihr zu solchen
Ergebnissen führt. Nächste Gegnerin ist Kim Ji Hyun aus Südkorea.
DE: Heike Schönharting - Huang Chia-Chi TPE 11:5 9:11 7:11. Heike ging
im letzten Spiel des Tages mit fliegenden Fahnen unter. Sie wurde von der Chinesin
förmlich niedergekämpft. Doch selbst als sie im dritten Satz einem Rückstand nachlaufen
mußte, gab Heike keinen Ball verloren. Die Anspacherin verabschiedete sich mit einer
respektablen Leistung aus dem Turnier.
Das wars für den Dienstag. Einige Aufregungen waren zu verdauen. Bis morgen und
kärlig hilsen fra Köbenhavn sender
Martin Knupp