Schlußstrich
nach neun Jahren im Badminton-Oberhaus
Das Ende einer Ära. Nach
neunjähriger Zugehörigkeit zur höchsten deutschen Spielklasse mußte kurz vor
Saisonbeginn das Spitzenteam notgedrungen aus der 1. Bundesliga zurückgezogen werden,
denn die wirtschaftlichen Probleme waren nicht mehr zu bewältigen, d.h. das erforderliche
Geld war über Sponsoren nicht aufzutreiben und "Rote Zahlen" wollte man nicht
schreiben. Die Entscheidung viel den Verantwortlichen sehr schwer, hatte man doch in den
achtziger Jahren für den Weg zur Erstklassigkeit und in der Folgezeit für den Verbleib
in der 1. Division viel Mühe und Kraft investieren müssen, aber es gab keine andere
Möglichkeit, zu wenige Sponsoren sagten eine Finanzförderung für die Sachsenkreuzler
zu, der Saisonetat war im Vorfeld nicht annähernd zu decken.
Vernünftige Entscheidung
Somit klaffte kurz vor Saisonbeginn ein beträchtliches Haushaltsloch
im Bundesligaetat. Eine 40.000 DM große Haushaltslücke eröffnete sich in der
Bundesligakasse. Aussichten diese bis zum Saisonauftakt decken zu können, waren zum
Zeitpunkt der Abmeldung gering. Innerhalb des Vereinsetats konnte kurzfristig eine solche
Summe nicht kompensiert werden, denn bereits in der letzten Saison wurde die Vereinskasse
durch die Bundesliga stark beansprucht. Der Vorstand, der immer verantwortungsbewußt
gehandelt hat, durfte die Mannschaft nicht an den Start schicken, denn eine unabwendbare
Finanzkrise innerhalb des Vereins wäre die Folge gewesen.
Zu frisch waren auch noch die Erinnerungen an die Finanzturbolenzen der letzten Saison.
Damals wurde ein Hauptsponsor kurz nach Beginn der Rückrunde selber zahlungsunfähig und
nur der Verzicht der Spieler auf die Hälfte ihrer Bezüge konnte im Dezember 1997 den
sofortige Rückzug aus der Bundesliga abwenden.
Meisterschaft ohne Wert
Wieso kann ein in der Vergangenheit so erfolgreicher Verein, 1995
Deutscher Vizemeister, 1996 Deutscher Meister sowie Viertelfinalist des Europacups der
Landesmeister, nicht einen Etat decken, für den ein mittelmäßiger Fußballspieler
gerade einmal einen Monat dem runden Leder nachjagt. Hierfür gibt es sicherlich
vielfältige Gründe. Der wichtigste, ohne Medienpräsenz keine Sponsoren. Selbst
die größten Erfolge finden in der saarländischen Medienlandschaft nur mäßigen
Zuspruch. Zu lange Spielzeiten, zu schwierige Regeln und ausbleibende Reformen verhindern
zudem eine größere Zuschauerresonanz.
Unzufrieden mit SZ-Berichterstattung
Absolut nicht einverstanden konnten wir mit der Berichterstattung der
einzigen Saarländischen Tageszeitung sein. Zwar wußte die Redaktion der Saarbrücker
Zeitung das neben Regionalligafußball und Bundesligahandball auch noch zwei
Saarländische Bundesligisten im Badminton um Punkte und Geld kämpften, interessiert hat
es allerdings die verantwortlichen Redakteure nur am Rande. Sieht man die
Berichterstattung über die letzte Saison oder über die German Open 1997, dann wundert es
nicht, daß bei Sponsoren nur mit größten Mühen, ein Medienheft zu präsentieren ist.
Ohne die Berichte, die im Negativstil erschienen sind, bleibt eigentlich nichts mehr
übrig. Ja selbst der einzigartige Erfolg von Erica van den Heuvel und Michael Keck mit
dem Erringen der Vizeeuropameisterschaft 1998 im Mixed war der Saarbrücker Zeitung nur
wenige Zeilen wert. Tagelange Spendenaufrufe für einen millionenschweren Handballverein
sind offenbar wichtiger. Die SZ mit ihrem Sensations- und Bildzeitungsstiel ist momentan
von einer fairen- und ausgewogenen Sportberichterstattung meilenweit entfernt.
Mit eigenem Nachwuchs wieder nach vorne
Aber wie geht es zukünftig in Heiligenwald weiter? Der Verein hat all
die Jahre nicht nur aus dem Bundesligateam bestanden, weitere 320 Mitglieder betrieben
beim SSV ihren Sport. Mit dem Wegfall der Bundesliga wird natürlich
Organisationspotential frei. Der größte Teil wird weiterhin im Verein investiert.
Kompaktere Förderung von Nachwuchsarbeit und Breitensport ohne den Spitzensport aus den
Augen zu verlieren, so könnte das Zukunftsmodell des SSV Heiligenwald aussehen.
Aushängeschild wird unser junges Oberligateam sein. Die meisten Spieler dieser Mannschaft
kommen aus unserer Nachwuchsförderung. Alle Aufmerksamkeit und Unterstützung werden in
die "neue erste Mannschaft" investiert, ohne die anderen Mannschaften und die
Freizeitsportler zu vernachlässigen. Alle werden auch weiterhin mit viel Spaß beim SSV
Heiligenwald Sport treiben können. In diesem Sinne möchte ich allen Sportlern unseres
Vereines eine erfolgreiche und verletzungsfreie Saison wünschen.
Jürgen Knapp |