Von Kelten Eintopf und göttlichem
Beistand
(jük) In den
Gründerjahren der SSV-Biker vor 2005, waren die Landschaften um die
altehrwürdigen Kreisstädte Ottweiler und St. Wendel, eine der beliebtesten
Aktionsreviere der noch jungen Radlergruppe. Grund genug um nach
fünf Jahren dort auf den hügligen Pfaden mal wieder nach dem Rechten
zu sehen. So hatte bei der Saisonplanung Jürgen Hoffmann sozusagen
als Lokalmatador und waschechter Ottweiler Bub, sich als Guide zu
dieser Tour gerne zu Verfügung gestellt. Und als stolzer Ottweiler
Bürger, wollte er neben seinem Trainingsgebiet dabei auch sein
Heimatstädtchen von einer sehr besonderen Art präsentieren. Um es
vor weg zu nehmen. Dies ist ihm nach Ansicht aller Mitfahrer an
diesem Tag mehr als gelungen. Treffpunkt war am Sonntagmorgen in
Ottweiler auf dem Parkplatz eines weit verbreiteten Discounter mit
vier Großbuchstaben dessen erster Buchstabe mit einem "A" beginnt.
Man will ja keine Werbung machen, vor allem wenn es nix dafür gibt
:-) Jürgen stimmte die Biker mit einer kleinen Routenbeschreibung
und einigen eingebauten Extras ein. Bereits nach einigen hundert
Metern das erste kulturelle Highlight. Auf dem alten evangelischen
Kirchhof, der als solcher schon lange nicht mehr genutzt wird,
wurden nach der Renovierung des Ottweiler Wehrturms die für das
mittelalterliche Gebäude zu schwer gewordenen gusseisernen Glocken
außer Dienst gestellt und erhielten hier einen würdigen letzten
Ruheplatz. Diese waren als Kirchengeläut der evangelischen Kirche
von 1921 bis 2007 im Einsatz. Weiter führte uns der Weg durch
die engen mittelalterlichen Altstadtgässchen Ottweilers hinaus aus der
Stadt in Richtung Ziegelhütte und weiter zum "Wingerts Weiher".
Entlang dem Bahndamm der Ostertalbahn, die in den fünfziger- und
sechziger Jahren sozusagen als Lebensader für die Bevölkerung der
"Ostertaler" diente, hinein ins St. Wendler Land. Entlang
von Wiesen und bestellten Feldern erreichten wir die zweithöchste
saarländische Steinbrücke die 1937 erbaut, sich über den tief in der
Schlucht liegenden alten Schienenstrang der Ostertalbahn spannt.
Über sie ging es weiter zum Himmelwald und stetig bergauf in
Richtung Wendalinus-Hof, den wir nach ca. zwei Stunden erreichten.
Dort wurde erst mal im gemütlichen Biergarten des Innenhofes
gerastet. Eine anschauliche Ausstellung keltischer Lebensart sowie
viele kostümierte keltische Krieger machten die Rast zu einer sehr
kurzweiligen Pause. Auch ein original keltisches Mahl wurde uns
angeboten. Aber nach einem prüfenden Blick in den großen Topf,
entschieden wir uns dann doch lieber für den daneben stehenden
leckeren frischen Kuchen. Aber jede Rast geht einmal zu Ende und wir
fuhren weiter entlang des Missionshauses zur Mariengrotte. Da Jürgen
Knapp am Vorabend beim Jubiläum des TV Heiligenwald etwas zu tief
ins Glas geschaut hatte, nutzte er die Gunst der Stunde und zündete
in Erwartung der langen Anstiege hoch zur Rheinstraße gleich zwei
Kerzen an. Weiter ging es durch die Stadt zum Bahnhof und über die
zur zum Radweg umgebaute alte Bliestalbahnstrecke in Richtung
Wareswald und hinauf zur Rheinstraße. Dass die beiden Kerzen und der
somit erhoffte göttliche Beistand nur bedingt halfen, konnte
übrigens am Ende des Anstieges in Jürgens Gesicht deutlich gelesen
werden. Nun über die Rheinstraße und in Habenichts steil abwärts
zurück ins Bliestal. Dort folgten wir teilweise den Resten der alten
B41 zurück nach Ottweiler. Am alten Rathausplatz stand mit der
Besichtigung des Ottweiler Wehrturms der krönende Abschluss der Tour
an. Unter fachkundiger Führung konnten wir uns den erst im Jahre
2008 renovierten und erstmals für Touristen zugänglich gemachten
Wehrturm anschauen. Der Aufstieg über die stählernen Wendeltreppen
war für die meisten von uns gewöhnungsbedürftig. Aber die Aussicht
über die Ottweiler Altstadt sowie das Bestaunen des noch original
aus dem 15. JH erhaltenen Dachstuhls entlohnte für die Mühen. Ein
gemütlicher Ausklang in einer Szenekneipe am Schlossplatz rundete
dann die erlebnisreiche und tolle Tour ab. Noch`n Motto zur Tour
gefällig: Warum in die Ferne reisen, wenn das Gute liegt so nah...
Wir waren dabei:
Petra und Jürgen Hoffmann; Marion und Rüdiger Zimmer; Gabi Kessler;
Berthold Paulus, Stephan und Jürgen Knapp; Franz Risch (nur zur
dritten Halbzeit)